Claus Preisinger: Rotwein in Turnschuhen
Die junge Weingeneration hat eine neue Lieblingsprovenienz für ihre Leidenschaft gefunden: Österreich steht neuerdings bei allen hoch im Kurs, die den Weingenuss lieber barfuß in der Strandbar als in Fliege und Frack zelebrieren. Claus Preisinger aus dem Burgenland gehört zu den Stars dieses lässigen Trends. Was nicht zuletzt auch an seinem eigenen Habitus und der Einstellung zu seinen Weinen liegt, denn: Claus Preisinger macht Rotwein in Turnschuhen.

Das Burgenland ist jetzt cool – und Claus Preisinger mittendrin
Noch in den neunziger Jahren war das Burgenland praktisch eine wirtschaftliche Einöde. Selbst der hier weit verbreitete Weinbau konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sowohl geschmacklich als auch kommerziell kaum etwas zu holen gab.
Eine solche Einöde ist aber auch immer eine Chance, etwas völlig Neues zu machen. Und das taten die hier ansässigen Winzer mit einer fast beispiellosen Ideenfülle. Initialzünder waren junge, ungezwungene Winzer wie Claus Preisinger. Mit knapp über 30 Jahren ist er bereits Mitglied der prestigeträchtigen Pannobile-Vereinigung, die den burgenländischen Weinbau vollkommen verändert hat.
Erstens zeigen sich die Weine heute hier besonders individuell und mit bewusster Eigenständigkeit, wie sie früher eigentlich ein Nachteil für den Ruf des österreichischen Weins war. Zweitens erbauen die neuen Winzer Domizile, die so gar nichts mit burgenländischer Gemütlichkeit, aber alles mit urbanen Architekturtrends zu tun haben. Drittens setzen sie auf biodynamischen Landbau und eine Low-Tech-Produktion, in der Zeit, Hingabe und Konzentration die besten Weine liefern.
Claus Preisinger hat sich in diesem Boom mit regionaltypischen Rotweinen seine ganze eigene Nische geschaffen und ist mit seinem 19 Hektar großen Weinbergbestand in der Nähe von Gols praktisch zum Posterboy der Szene aufgestiegen. Passt ja auch, wenn er vollkommen lässig und in Jeans und T-Shirt für Fotos posiert. Sobald es aber in die Weinberge geht, wird Preisinger zum Traditionalisten. „Mein Wein, das sind die Trauben und das bin ich“, sagt er ganz bescheiden und erklärt so auch, warum sein Zweigelt oder eine Cuvée aus Blaufränkischer und Merlot so ungemein warmherzig anmuten. „Dazu nehme ich das, was die Trauben bringen, und schaue, dass ich das total pur, low-tech, aus dem Bauch heraus, ganz natürlich – und so wie ich bin – in die Flasche bringe. Und wer‘s nicht glaubt, kommt her und sieht sich‘s selber einmal an!“ fügt Preisinger hinzu. Besser könnte man das neue, coole Burgenland kaum zusammenfassen.
Man muss sich dabei auch einmal vor Augen führen, dass das Preisinger-Gut erst seit 2009 besteht und schon jetzt international für Furore sorgt. Ganz zu schweigen vom Star-Status im eigenen Land. Oder den hohen Bewertungen seitens der Weinelite.

Wein von Claus Preisinger bei Club of Wine: Wunderbare Trotzreaktion in Rot
Eigentlich ist die Alpenrepublik Österreich ja ein ausgewiesenes Weißweinland. Schon aus klimatischen Gründen haben es Zweigelt & Co. hier eigentlich recht schwer, internationale Eleganz hervor zu bringen. Ein Star vom Star-Winzer ist der Claus Preisinger Pannobile, der die hohen Qualitätsmaßstäbe der Winzervereinigung schon im Namen trägt. Er ist bio, in der Traubenwahl so österreichisch wie nur irgendwas und mit einer unwahrscheinlich eigenständigen Würze und Konzentration ausgestattet. 92 Falstaff-Punkte spiegeln wider, was wir vom Burgenland und natürlich von Claus Preisinger in den nächsten Jahren erwarten dürfen: unwahrscheinlich hohe Qualität.