Müller
Weingut Müller - Klein, aber voller Charakter
Eine unserer österreichischen Lieblingsentdeckungen, das Weingut Müller, befindet sich im Dörfchen Krustetten im Kremstal südlich der Donau. Das wäre an sich kein Problem, wenn nicht direkt auf der anderen Uferseite Krems und Oberrohrendorf als Weinmekka der Alpenrepublik allen die Show stehlen würden – und zwar auf den besten Böden, von denen das andere Ufer nur träumen kann. Das klingt nicht besonders ermutigend, aber eben genau deswegen lieben wir das Weingut Müller. Denn der überaus sympathische Familienbetrieb zuckt beim Blick auf die Nachbarn mit den Schultern, lächelt, krempelt die Ärmel hoch und macht österreichische Rebsortenweine mit Pfiff. Domäne Krems? Lenz Moser? Bitte, wer?!
Charaktervolle Weine von der verkannten Uferseite
Bei den Müllers geht alles ein wenig anders als bei „denen da drüben“ So eine geographische Konkurrenz, wie sie die Müllers mit den großen Häusern am Nordufer haben, ist ja auch stets ein Ansporn, es besser zu machen. Und genau diese Gelegenheit nutzt das Familiengut, dessen Grundzüge bereits seit 1270 bestehen. Die Nordwinzer sitzen auf ihren starken Urgestein-Böden und freuen sich daher über wunderbare Mineralität und elegante Säure in den Weißweinen aus den einheimischen Trauben der Grünen Veltliner-Rebe. Bei den Müllers hingegen dominieren Löss, Lehm und Kalkschotter, was insbesondere der typischen Veltliner-Würze auf die Beine hilft, wie Leopold Müller überzeugt ist. Während „die da drüben“ auf Tradition und ihre großen Errungenschaften setzen, geht es bei den Müllers überaus familiär und extrem ungezwungen sympathisch zu. Wer sie im Haus Krustetten Nummer 12 besucht, wird herzlich von den Brüdern Stefan und Leopold begrüßt, die das Gut mit ihrer großen Expertise leiten. Und dann geht es zu Gertrude in den Heurigen und wir sind von Gelächter, Weingenuss und dieser wohligen, legeren Stimmung umgeben, die es so nur auf der dieser verkannten Uferseite gibt.
Nachhaltiger Erfolg und köstliche Weine aus dem Kremstal
Die Würze-Behauptung, die Leopold Müller für den Grünen Veltliner aufstellt, untermauert er in den Produkten des Hauses auf sehr eindrucksvolle Weise. Dabei sind wir – wie die halbe Fachwelt – besonders vernarrt in den „3 Haberer“ Grüner Veltliner. Der ist erstens unwahrscheinlich preiswert und zweitens wunderbar natürlich – und ebenso würzig wie es versprochen wurde. Dieser Wein ist der ideale Begleiter für einen schönen Sommertag beim Heurigen, im Biergarten, auf der Terrasse und quasi überall. Hier ist das wiederholte „Zum Wohl“ einfach schon eingebaut.
Aber auch die Zweigelt-Linie vom Weingut Müller kann sich mehr als sehen lassen. Der Müller Zweigelt Reserve ist einer jener Ausdrücke für die Hochkultur im Weinbau, die Lenz Moser bzw. dessen Nachfahren auf der Nordseite angestoßen haben, und welche er in ganz Österreich (und der Welt) populär machte. Ein im Holz ausgebauter Zweigelt ist sehr füllig und erhält zum typischen Kirscharoma noch eine extrem passende Gewürznote. Der Müller Laurenz ist ein seltener sortenreiner Vertreter der St. Laurent-Rebe, die hier im Kremstal nur von wenigen Winzern angebaut wird.
Die Weine der drei Haberer sind aber nicht nur außergewöhnlich gut, sondern zudem noch wirklich nachhaltig! So wurde dem Weingut Müller vom Falstaff Wineguide 2020/2021 und Vöslauer der Award für Nachhaltigkeit verliehen! Eine ganz besondere Ehre, vor allem da die besondere Auszeichnung für Nachhaltigkeit und Innovation in diesem Jahr zum allerersten Mal vergeben wurde. Falstaff zufolge ist das Weingut Müller ein „Pionier und Vorreiter, der sich bereits seit Generationen nachhaltigen Innovationen widmet und im Familienbund die Ideen vorantreibt und umsetzt.“ Für die beiden Müller-Söhne Leopold und Stefan ist Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit – dies reicht von schonender Kultivierung der Weingärten über die Nutzung des hauseigenen Quellwassers hin zu einer nachhaltigen Strategie in der Weinbereitung. So scheint es auch nicht verwunderlich, dass das Weingut Müller mit seiner Philosophie zum Weinbau überzeugen konnte.
Es wird auf jeden Fall Zeit, dass das Südufer im Kremstal ein wenig mehr Selbstbewusstsein tankt und sich gegenüber dem Nordufer stärker positioniert. Auf dem Weingut Müller gelingt dies eindrucksvoll, so dass der Betrieb neben seiner Auszeichnung für Nachhaltigkeit zudem kürzlich vom Meininger Verlag zum »Besten Erzeuger Österreichs« erklärt. Na, was da wohl die Nachbarn sagen?