
Danie de Wet bei Club of Wine: exzentrisch mit System
Wer mit hunderten Enten auf Käferjagd in seinen Weinbergen geht oder das Bewässerungssystem per Satellit steuert, für den liegt die Bezeichnung „exzentrisch“ nicht weit entfernt. Danie de Wet, der aus einer seit 1693 in Südafrika verwurzelten Winzerfamilie stammt, ist diese Zuschreibung nicht nur eine Auszeichnung, sondern das Credo seines gesamten Schaffens.
Sein Weingut De Wetshof in Robertson steht in einer Gegend, deren geringe Niederschlagsmenge und sandige Böden für nichts weiter als für einfache, neutrale Weine tauglich schien. Und schon gar nicht für Weißwein. Danie de Wet hatte die Welt bereist, in Geisenheim Weinbau studiert und kam irgendwann zu dem Schluss, dass diese Restriktionen des Terroirs völliger Humbug sind. Also importierte er als Erster ausgerechnet Chardonnay-Reben, die in Südafrika mit Einfuhrverbot und Quarantänevorschriften belegt waren. Doch auch hinter dieser eigentlich justiziablen Tat steckte System.
Denn erstens war die Rebsorte in Südafrika bisher kaum vertreten und zweitens hatte de Wet die Vision, dass sie nur der richtigen Pflege bedürfe, um auch in Robertson große Weine hervorzubringen. Dabei half ihm auch, dass sein Keller bereits Anfang der 1970er Jahre zu den modernsten Anlagen des ganzen Landes gehörte und sich mit internationalen Standards messen konnte, als der Rest von Südafrika noch praktisch im Wein-Mittelalter steckte.

Gigantisches in Weiß von Danie de Wet
Der Rest der Geschichte ist so sensationell wie bekannt: De Wets Sturheit zahlte sich aus, seine Weine und er selbst wurden zur Blaupause für große Chardonnays, wie sie im Lande und international nicht für möglich gehalten wurden. Dabei ähnelt kein Wein und keine Chardonnay-Serie der anderen, der Chardonnay-Zauberer betritt immer wieder neues Gebiet mit jedem neuen Einfall. Parzellen und Ausbau werden exakt aufeinander abgestimmt, moderne Messverfahren und das untrügliche Gespür des Starwinzerns vereinen sich zu überragenden Produkten, für es allesamt (und wirklich allesamt!) Höchstbewertungen hagelt.
Eigentlich wäre es heute ein Leichtes für de Wet, sich zurückzulehnen und den Erfolg zu genießen. Wer ihn aber nur einmal erlebt hat, weiß, dass das so schnell nicht passieren wird. Mit der Good Hope-Serie hat er wiederum ein anderes Kapitel aufgeschlagen, das vor allem Weineinsteiger (und alte Hasen ebenso) begeistert. Die Weine – ob Chardonnay, Pinotage, Chenin Blanc oder Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon – sind ausgesuchte Junge aus Toplagen, die de Wet bewusst zu einem angenehmen Preis anbietet. Dabei lässt er es aber nicht an Sorgfalt oder gar Ausbauqualität mangeln. Ganz im Gegenteil.
Obgleich wir wissen, dass der südafrikanische Weinbau auch in seinen jungen Weinen mit Tiefe und Klasse überzeugt, sind auch wir als Experten uns nicht ganz sicher, wie Danie de Wet seine Good Hopes zu solcher Fülle führen kann. Aber was ein guter Zauberer ist, verrät natürlich niemals seine Tricks. Und ein bisschen Magie steht dem Weingenuss sowieso hervorragend.